„Der/die hat sowieso nur Missionarsstellung und mit Licht aus!“ – das typische Vorurteil über angeblich verklemmte Menschen kennen wir sicher alle. Dabei kann Sex im Dunkeln doch auch eine spannende Komponente besitzen!
Warum genau, und vor allem was da so geht, erklären wir euch in diesem Artikel.
Wenn Sex zur lästigen Pflicht wird, hilft auch kein Licht
Erstmal muss ganz klar gesagt werden: Klar, wenn eine Beziehung so eingefahren ist, dass man beim „leidlichen Akt“ lieber das Licht ausmacht, nur um den/die Partner/in nicht sehen zu müssen, wird ein Gespräch fällig. Denn Sexualität soll Spaß machen und keine Erfüllung einer Pflicht, nur um dem/der Anderen zu gefallen oder weil es die Beziehung eben erfordert. Wir sehen gemeinsamen Sex ja immer als eine Art Freizeitbeschäftigung, die beiden Spaß macht und im besten Fall beiden Körpern gut tut. Nicht nur durch die Glückshormone, die massenhaft ausgeschüttet werden, sondern eben auch durch die Wärme und Zuneigung, die man dabei empfindet. Wenn das zur lästigen Qual wird, läuft was schief.
Und dann muss man am besten miteinander reden, auch wenn das Thema sicherlich unangenehm ist. Gerade beim Thema Sexualität sind sehr schnell Gefühle verletzt, Bedürfnisse entwertet und so richtig offen spricht vermutlich kaum jemand über seine/ihre tiefsten Fantasien und Fetische. Wenn die Lust generell einfach raus ist, hilft euch vielleicht unser Ratgeber zum Thema.
Licht aus, Nervenkitzel an
Wenn aber soweit in der Kiste alles in Ordnung ist, kann der zusätzliche Reiz des Dunklen einen ganz neuen Nervenkitzel bieten. Im Endeffekt ist die Dunkelheit ein guter Begleiter für Rollenspiele oder Experimente mit Dominanz und Unterwürfigkeit.
So könnt ihr organisieren, dass ihr abwechselnd für das „Abendprogramm“ zuständig seid: Der oder die jeweils andere denkt sich etwas aus, mit dem er oder sie euch verwöhnen kann. Was genau, das wisst ihr erst, wenn es soweit ist. Ob es nun der Einsatz eines neuen Toys ist oder das Liebkosen an einer bestimmten Stelle: Zum Genießen braucht ihr nicht mal die Augen schließen, denn es ist ja schon dunkel. Und die Reise ins Ungewisse sorgt dabei nicht nur für Nervenkitzel und Spannung, sondern stärkt auch das Vertrauen innerhalb eurer Beziehung.
Denn klar ist, dass vorher natürlich Grenzen ausgemacht werden müssen. Wenn euer Partner euch mit etwas überrascht, das euch unangenehm ist, wird aus der spannenden Dunkelheit ganz schnell ein beängstigender Kontrollverlust – und das solltet ihr tunlichst vermeiden, auch als aktiver Part. Hört daher auf eure Körper und macht eventuell im Vorfeld schon ein kleines Signal oder Safeword aus, mit dem der/die Andere sofort merkt, dass er/sie auf dem Holzweg ist.
Weniger sehen, mehr spüren
Sofern die Fronten und Grenzen geklärt sind, eignet sich die Dunkelheit dann aber perfekt, um einfach mal auszutesten, in wie weit bestimmte Dinge von „der Gegenseite angenommen“ werden. Die Dunkelheit schafft dabei eine besonders intime Stimmung, in der Emotionen – zumindest unserer Meinung nach – viel dichter und direkter Übertragen werden.
Atmet er/sie schneller oder tiefer? Habe ich da ein leises Stöhnen gehört, als ich ihn/sie an einer bestimmten Stelle berührt habe? Oder ist er/sie dabei eher zurück gezuckt?
Das alles verraten euch eure Körper und die Dunkelheit hilft euch, euch auf diese kleinen Zeichen zu konzentrieren. Umgekehrt fällt es übrigens auch schwerer in der Dunkelheit Lust zu „faken“, denn beispielsweise die Gesichtsmimik, mit der wir oft unangenehme Dinge „weglächeln“ oder kaschieren, ist ja nicht sichtbar. Ohne die optische Wahrnehmung konzentrieren wir uns dann ganz auf unsere anderen Sinne – und nehmen so eben vielleicht einen bestimmten Unterton in der Stimme oder ganz kleine Mikrobewegungen eher wahr.
Tipp: Guter Einstieg in neue Fetische
Damit habt ihr aber auch das Rüstzeug, um mal etwas Neues oder Ungewöhnliches auszuprobieren. Habt ihr abgeklärt, wo die Grenzen des/der Anderen liegen (wirklich wichtig!), könnt ihr ja einfach mal auf Erkundungstour gehen. Der Vorteil ist, dass unsere Hemmschwelle (oder genauer gesagt: die Scham, die wir manchmal empfinden) durch die Dunkelheit etwas absinkt. Oftmals haben wir ja eher Angst vor der Reaktion des Gegenübers, als vor der eigentlichen Sexualpraktik.
Beispiel: Hegt ihr tief in euch schon lange eine geheime Faszination für Füße? Einfach mal ausprobieren, was passiert, wenn ihr euch in der Dunkelheit wortwörtlich „von unten nach oben“ arbeitet.
Weiteres Beispiel: Fühlt ihr euch in Latex-Kleidung irgendwie wohler als mit dem normalen Stoff-Negligé? Dann überrascht ihn doch einfach mal indem ihr Höschen und BH als Latex anlegt – den Unterschied spürt er sicherlich schnell, auch im Dunkeln.
Einfach mal ausprobieren!
Ihr seht also, es gibt genug Möglichkeiten einfach mal etwas Neues zu wagen. Oder das Bekannte aufzupeppen, indem ihr einen Sinn einfach wegnehmt. Wichtig ist, vorher die Grenzen zu ziehen und abzuklären, was Spaß machen kann und was nicht.
Denn schlussendlich ist Sex in der Dunkelheit ja auch nichts anderes, als eine Augenbinde für beide Seiten. 😉